Afrika Quer (German Edition) by Boehm Peter

Afrika Quer (German Edition) by Boehm Peter

Author:Boehm, Peter [Boehm, Peter]
Language: deu
Format: epub
Published: 2013-02-05T00:00:00+00:00


Autos im Endzustand II (Karthum – Grenze)

Von Karthum nach El Obeid konnte ich mit einem klimatisierten Reisebus fahren. Aber dann... Wenn auf meiner Landkarte die breiten, roten Linien enden, muss man auf das Schlimmste gefasst sein. Dann gibt es keine geteerten Straßen mehr, sondern nur noch Pisten.

Ich wusste, dass mich ab El Obeid das schwierigste Stück der Durchquerung erwartet. Auf den fast 2.000 Kilometern bis kurz vor der tschadischen Hauptstadt N’Djamena gibt es weit und breit keine einzige rote Linie.

In El Obeid standen zwei Autos, die nach Nyala fuhren, im west-sudanischen Darfur. Ich guckte sie mir genau an. Beide waren Jeeps aus den fünfziger Jahren mit einer Ladefläche, und beide sahen klapprig aus.

Ich entschied mich für den mit der Grün-Metallic-Lackierung, weil dort das Gepäck der Passagiere nicht 1,50 Meter hoch über die Fahrerkabine hinausragte und sich nicht so viele Leute auf der Ladefläche drängten.

Wie sich später herausstellte, lag das jedoch nur daran, dass der Fahrer und sein Helfer mit dem Beladen ihres Jeeps einfach noch nicht so weit waren. Als wir losfuhren, drängelten sich dann auch dreizehn Passagiere auf unserer Ladefläche.

Vier waren Soldaten mit signalfarbenen Schnüren am Revers. Außerdem vier junge Männer, die jeweils ein Transistorradio umhängen hatten. Ihren Radios hatten sie ein Kleidchen und einen Trageriemen aus buntem Häkelstoff schneidern lassen. Und sie hatten die Geräte immer dabei, nahmen sie überall mit hin, so als seien sie ihr größter Besitz. Trotzdem habe ich sie nie Radiohören sehen.

Dann waren da noch ein paar Männer, die, sobald wir anhielten, schnurstracks in den Busch gingen, um zu beten. Ob sie zusammengehörten, weiß ich nicht. Ich wusste nichts über all diese Männer. Denn ich konnte mich nicht mit ihnen unterhalten. Keiner sprach ein Wort Englisch.

Neben mir auf dem Beifahrersitz nahm ein Mann mit einem besonders imposanten Turban Platz. Er hatte ein langes schneeweißes Gewand an, einen Knotenstock dabei und drehte immer eine Gebetskette zwischen den Fingern. Wenn wir anhielten, setzte er sich oft etwas getrennt von uns unter einen Baum, um zu meditieren. Bevor wir losfuhren, murmelte er immer ein paar Beschwörungsformeln, die mit „Bismillahi ...“ = Im Namen Gottes begannen. Und auch, wenn das Auto zu stottern anfing und wieder einmal stehen zu bleiben drohte.

Das tat es ganz gerne, aber der Sufi – so nannte ich ihn für mich – gab trotzdem nie auf. Obwohl seine Beschwörungen dreieinhalb Tage lang nie auch nur einen Erfolg zeigten, rief er weiter inbrünstig die Hilfe Gottes an. Und dreieinhalb Tage lang blieb das Auto ebenso unbeirrt stehen.

Gleich nachdem wir die Teerstraße verlassen hatten, wurden die Fähigkeiten des Sufi zum ersten Mal auf die Probe gestellt. Weil das Auto völlig überladen war, schleifte die Karosserie auf den Hinterreifen. Der Fahrer jedoch kam ohne die Hilfe des Sufi aus. Er und sein Helfer bogen einfach die Karosserie über den Reifen etwas nach außen. Fertig. Das Auto war repariert.

Während der gesamten Fahrt fuhren wir nie schneller als zwanzig Stundenkilometer. Trotzdem hatte das Auto die Fahreigenschaften eines Kleiderschrankes. Es war viel zu hoch beladen. Wenn die Fahrbahn schräg war,



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